Mit der Website Cultural Institute hat Google ein Portal gestartet, das die kulturellen Projekte des Internetriesen bündeln soll. Zum Launch Anfang Oktober wurden die ersten 42 Online-Ausstellungen über historische Ereignisse des 20. Jahrhunderts veröffentlicht, zum Beispiel über das Apartheid-Regime in Südafrika, den Holocaust oder die Unruhen in Paris 1968. Pünktlich zum 23. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November stellt Google jetzt 13 neue Ausstellungen ins Netz.
Neuer Themenkanal: Fall des Eisernen Vorhangs
Schwerpunkt diesmal: der Fall des Eisernen Vorhangs. Die Ausstellungen im neuen Themenkanal handeln von der deutsch-deutschen Teilung, dem Alltag in der Diktatur, der Friedlichen Revolution und dem Fall der Mauer. Bei dem ambitionierten Geschichtsprojekt arbeitet Google weltweit eng mit namhaften Museen, Archiven und Stiftungen zusammen. Mein Kunde, die Robert-Havemann-Gesellschaft, ist einer der beiden deutschen Partner.
In ihrer Online-Ausstellung „Revolution in Berlin“ zeichnet die Havemann-Gesellschaft ein Bild von den letzten Wochen vor dem Fall der Mauer in Berlin, als sich der Konflikt zwischen oppositionellen Gruppen und der Staatsführung zuspitze. Die Ausstellung erzählt von kreativen Protestaktionen und mutigen Vorstößen weniger, die viel riskierten, um Freiheit und Demokratie zu erreichen. Materialbasis sind hauptsächlich Originalzeugnissen der Opposition – Flugblätter, illegale Zeitschriften, private Briefe und Dokumente oppositioneller Gruppen.
Schlichtes Design, hohe Funktionalität
Erkunden lassen sich die Ausstellungen über eine Zeitleiste oder eine Galerieansicht. Hat der Nutzer ein Thema ausgewählt, kann er sich mithilfe eines verschiebbaren Auswahlfensters durch die virtuellen Ausstellungstafeln bewegen, Exponate per Mausklick im Vollbildmodus ansehen, Details vergrößern und erweiterte Bildinformationen abrufen.
Mit der Volltext-Suche oder dem Button „Erkunden“ lässt sich aber auch der Medien- und Ausstellungspool der gesamten Plattform nach Schlagwörtern, Themen, Zeitabschnitten, Mediengattungen oder Sammlungen filtern. Dort findet man zum Beispiel großartige Fotos der Bildagenturen LIFE und Getty Images, Materialien aus dem Nelson Mandela Center of Memory oder Dokumente der Gedenkstätten Yad Vashem und Ausschwitz.
Kulturelle Inhalte auf neue, visuell ansprechende und interaktive Weise vermitteln und für kommende Generationen bewahren – das ist die Idee hinter dem Cultural Institute, die Google mit gewohnt weltumspannendem Anspruch verfolgt. Was die Form der Darstellung angeht, gelingt dieses Experiment ziemlich überzeugend. Die Plattform wirkt weder überladen noch kompliziert und lässt durch ihr schlichtes Design die Inhalte gut zur Geltung kommen.
Momentaufnahmen der Weltgeschichte auf einen Klick
Sicher, Museen und Archive sind magische Orte, deren Aura ein Online-Portal nicht transportieren kann. Doch gerade Spezialarchive werden oft nur von wenigen Experten genutzt und selbst große historische Museen können nur einen Bruchteil dessen zeigen, was in ihren Magazinen schlummert. Für sie ist das Cultural Institute eine ideale Möglichkeit, ihre Schätze einer internationalen Öffentlichkeit zu zeigen – und Lust auf Geschichte zu machen.
Hier das Video zum neuen Themenkanal – bin auch ganz kurz zu sehen 🙂
Archive und Museen, die sich an dem Projekt beteiligten möchten, können auf der Website des Cultural Institute weitere Informationen anfordern.
Disclaimer: Die Robert-Havemann-Gesellschaft ist ein Kunde von mir, ich habe die Ausstellung mit konzipiert und die Texte geschrieben.